Rolf Zuckowski - Der Sylvesterbrief

Lieber Freund, ich schreib Dir,
lange wollt’ ich das schon tuzun.
Endlich haben wir mal ein paar Tage Zeit,
um uns auszuruh’n.

Das alte Jahr geht vorüber,
ein neues steht bereit.
Hier ist alles beim alten geblieben
Bis auf eine Neuigkeit.

Wir können’s kaum noch erwarten,
bis das neue Jahr beginnt,
und dann wird sich hier einiges ändern.
Dann weht hier ein andrer Wind.

Zuerst ist Schluß mit dem Rauchen.
Ehrenwort – nicht einen Zug.
Wir haben’s uns schon oft vorgenommen,
doch jetzt sind wir stark genug.

Und das ewige Trinken,
zu jedem Essen Bier oder Wein,
wird von nun an für uns ganz bestimmt
nicht mehr selbstverständlich sein.

Und wir werden nie wieder
Soviel essen bis nichts mehr geht.
Wir treiben alle ab jetzt wieder Sport
Und gehen erst mal auf Nulldiät.

Und wir werden uns alle lieben.
Es muß doch möglich sein,
nicht mehr so in den Tag zu leben,
zusammen und doch allein.

Und für unsere Kinder
Wird ein wahres Wunder geschehen.
Wir werden alle mehr Zeit für sie haben,
ihnen zuhör’n, und sie verstehn.

Lieber Freund, Du fragst Dich,
warum ich das alles schreibe
und ob ich nicht übertreibe.
Du wirst doch nicht an mir zweifeln?

Niemand soll es wagen
Unsern Plan zu stören,
sich gegen uns verschwören,
gib uns nur noch ein paar Tage.

Das alte Jahr geht vorüber,
eine neues steht bereit.
Diesmal machen wir ernst damit,
und das ist die Neuigkeit.